Unterwegs mit den Schneemachern auf dem Jakobshorn
Ein Arbeitstag mit den Beschneiern vom Jakobshorn
Um mehr über die Arbeit der Beschneier zu erfahren, ist Flexibilität gefragt. Der Schichtwechsel findet heute um 4 Uhr morgens statt. Die Beschneier sind zu zweit auf dem Berg. Marcel Signer überwacht am Computer im Büro bei der Jschalp die komplette Beschneiungsanlage. Stefan Megert nimmt mich mit auf den Rundgang zu den Schneekanonen.
Bei jedem Wetter unterwegs auf dem Berg
Während dem Rundgang auf dem Jakobshorn sind wir mit dem Quad unterwegs. Ich bin froh, um die wasserdichte und sehr warme Kleidung, denn die Schneeerzeuger lösen beim heutigen Wind von 25 Kilometer pro Stunde kleine Schneestürme aus. «Bei starkem Wind ist das Beschneien schwierig, da die Maschinen einander einschneien könnten. Darauf müssen wir achten, um uns zusätzliche Arbeit für das Abklopfen und das Freischaufeln zu ersparen.», erzählt Stefan Megert.
Die Windstärke – und Richtung zu kennen, ist beim Beschneien essenziell. Die Piste Usser Isch am Jakobshorn, auf der wir uns gerade befinden, ist zum Beispiel nur bei Nordwind beschneibar. Bei jeder anderen Windrichtung würde der Schnee nicht auf der Piste landen.
Schneeerzeuger im Einsatz
«Vor Ort überprüfen wir die Schneequalität der Haufen, die sich schon gebildet haben. Um eine Piste zu erstellen, wird Qualität im Mittelbereich benötigt. Wenn der Schnee zu nass oder zu trocken ist, ändern wir die Einstellungen an der Maschine,» erzählt Stefan Megert.
Beeindruckend sind sie schon, die Schneeerzeuger. Sie brummen vor sich her und spucken unermüdlich weisse Pracht aus. Wir kommen bei mobilen und fixen Schneeerzeugern vorbei. Auch sehen wir die langen Schneelanzen, die bei schmalen Wegen positioniert sind.
Die verschiedenen Arten von Schneeerzeugern
Mobile Schneeerzeuger
«Sobald einer Piste ausreichend beschneit ist, werden die mobilen Schneeerzeuger nach ihrem Einsatz an den neuen Standort geflogen. Dafür kommt ein Helikopter zum Einsatz», erzählt Stefan Megert. Die Vorteile der flexiblen Schneeerzeuger sind, dass eine geringere Anzahl an Geräten benötigt wird und diese beim Skibetrieb vom Pistenrand entfernt werden können. Dafür werden die Schläuche nach jedem Einsatz entleert, um zu vermeiden, dass das restliche Wasser darin gefriert.
Fixe Schneeerzeuger
Die fixen Schneeerzeuger werden auch Türme genannt. Sie sind einfacher in der Handhabung, da diese komplett über den Computer gesteuert werden können. Sie haben einen fixen Wasseranschluss, der sich selbst entleert.
Steuern der Schneeerzeuger per Knopfdruck
Auf dem Rundgang halten wir bei jedem Schneeerzeuger an und Stefan Megert überprüft, ob sie ohne Probleme arbeiten und an welcher Stelle der Schnee landet. «Von meinem Handy aus kann ich das komplette System über die Software «ATASSpro» steuern. Jeder einzelne Schneeerzeuger kann ich erreichen und neu ausrichten oder ein- sowie ausschalten. Bei einer windstillen Nacht wäre es theoretisch möglich, von zu Hause aus zu beschneien», erzählt Megert lachend.
Doch oft wechseln die Bedingungen sehr schnell und es ist essenziell vor Ort zu sein. Per Funk sind die beiden Beschneier ständig im Kontakt. Nach der Beobachtung vor Ort werden die Maschinen eingestellt und bei jeder weiteren Kontrollrunde optimiert.
Bedingungen zum Beschneien
Was ist die Feuchtkugel?
Beschneit werden kann ab einer Feuchtkugeltemperatur von -2.5 Grad. Dies ist ein Wert, der sich aus der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur berechnet. Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto tiefer müssen die Temperaturen sein, damit sich Schneekristalle bilden können. Bei sehr trockener Luft ist es deshalb auch möglich, bei +3 Grad Schnee zu erzeugen.
Temperatur und Luftfeuchtigkeit
«Die Schneeerzeuger können die Feuchtkugel selbst berechnen und danach beschneien», erzählt Stefan Megert. «Trotzdem ist es für uns sehr wichtig, die Wetterbedingungen zu kennen und zu kontrollieren. Über verschiedene Apps informieren wir uns über Temperatur, Windrichtung und Luftfeuchtigkeit.»
- Meteoblue: Gute 14-Tage-Prognose
- Snow Forecast: 3 bis 4 Tage im Voraus sind die Angaben für Luftfeuchtigkeit- und Temperaturangabe sehr genau
- SRF: Standortbezogen ist die Temperatur äusserst präzise – wichtig ist es jedoch, die richtige Höhe zu prüfen
Let it snow!
So entsteht eine Schneeflocke
Technisch hergestellte Schnee ist nicht künstlich, denn er besteht ausschliesslich aus Wasser und Luft. Deshalb ist der Begriff Kunstschnee auch nicht korrekt. Die Schneekanone gleicht einem riesigen Propeller. An den Seiten sind kleinere und grössere Düsen zu sehen. Mit den Schneeerzeugern wird der natürliche Schneefall nach simuliert: Durch das Druckluft-Wasser-Gemisch werden kleine Eispartikel erzeugt und mit feinstem Wasserstaub in die Luft gepresst. Die kleinen Wasserteile gefrieren in der kalten Luft und setzen an den Eispartikeln an, wodurch sich ein Eiskristall bildet. Das Ergebnis: Eine einzigartige Schneeflocke ist entstanden!
Wusstet Ihr: Vom natürlichen Schnee unterscheidet sich der technische Schnee durch seine höhere Dichte und dadurch, dass er langsamer schmilzt.
Aufgaben im Büro
Kontrolle und Steuerung
Nach zwei Stunden sind wir wieder zurück im Büro. Auf dem Jakobshorn befinden sich sieben Pumpstationen, 285 Schächte und 180 Schneeerzeuger. Alle davon sind auf den Plänen eingezeichnet.
«Im Büro ist es das Wichtigste, den Wasserdruck im Griff zu haben. Wenn die Temperaturen in der Nacht sinken, ändert sich auch der Wasserverbrauch der Schneekanonen. Die Anpassungen des Drucks bei den Pumpen sorgen dafür, dass das Wasser bei den Schneekanonen mit mindestens acht Bar ankommt. Bei zu wenig Druck schalten sich die Kanonen aus», erklärt Stefan Megert. Dies ist unter anderem eine der vielen wichtigen Aufgaben der Beschneier:
- Kontrolle des Wasserstandes der Becken
- Überprüfung der Druckleistung der Pumpen
- Windgerechte Ausrichtung der Kanonen
Wassermanagement
Gar nicht so einfach – das Beschneien erfordert viel Wissen! Und Stefan Megert bestätigt, dass effizientes Beschneien viel Erfahrung und Zeit benötigt.
Das Wasser für die Beschneiung wird in den beiden Speicherseen (Nord und Stadler See) gespeichert. Es stammt aus dem Überlauf der Quellen am Berg oder wird bei Regen oder Schneeschmelze gespeichert. Ein Teil stammt aus der Landwasser. Mit der Möglichkeit Wasser in den beiden Speicherseen anzusammeln, können die Zeitfenster, in denen es kalt ist, optimal genutzt werden, ohne dass es ein Wasserproblem gibt. In der restlichen Zeit werden die Seen und das Beschneiungssystem zum Antrieb von Turbinen für die ökologische Stromerzeugung genutzt.
Optimierungen in der Beschneiung
Ein grosses Ziel ist es, die technische Erzeugung von Schnee stetig zu optimieren. Mit diversen Optimierungsmassnahmen, unter anderem im Bereich des Wassermanagements, konnte der Energieverbrauch schon auf einen Drittel reduziert werden. Diese Arbeiten finden vor allem im Sommer statt. «Wir legen neue Rohre, beobachten, probieren aus, um im nächsten Jahr weitere Aspekte zu verbessern. Dabei arbeiten wir eng mit dem Hersteller der Schneeerzeuger, TechnoAlpin zusammen», sagt Stefan Megert.
Die letzten Schritte für eine perfekt präparierte Piste
Die Hauptsaison rückt immer näher. Schon viele Pisten auf dem Jakobshorn und auf Parsenn sind offen und werden bereits von Skifahrern und Snowboardern genutzt. Die Arbeit des Beschneiens ist bald abgeschlossen. In den meisten Jahren startet diese in den ersten kalten Nächten in der Vorsaison und dauert bis spätestens Weihnachten. Danach wird nur noch punktuell beschneit.
«Die restlichen Monate des Winters revidieren wir die Beschneiungsanlagen», erzählt Stefan Megert.
Nach jeder Piste, die genügend Schnee hat, machen sich die Pistenbully-Fahrer ans Werk. Das eingebaute Snowsat-System der Pistenbullys erkennt die Schneehöhe unter dem Fahrzeug und hilft den Fahrern, den Schnee optimal zu verteilen. Diese Massnahme fördert die Effizienz und spart Ressourcen ein. Auf den präparierten Pisten befindet sich eine Kombination aus natürlichem sowie technisch erzeugtem Schnee. Optimale Bedingungen, um die ersten Spuren auf den Pisten zu ziehen. Unser Tipp: Bei einer Führung vor Ort könnt Ihr einen Blick hinter die Kulissen bekommen und noch mehr über die Schneemacher erfahren.
Jetzt kennt Ihr die Arbeit hinter den Kulissen. Freut Ihr Euch ebenfalls darauf, schwungvolle Abfahrten über den Schnee zu ziehen?
Eure Davos Klosters Mountains